Essen packt an!

Warm durch die Nacht - Tourbericht 17.10.2020 (Svenja)

Heut bin ich zum ersten Mal bei „Essen packt an“ dabei. Vor einer Garage warten wir auf die großzügigen Spenden einiger Essener Restaurants und Supermärkte. Die Vorbereitungen für den bevorstehenden Trip in die Essener Innenstadt laufen auf Hochtouren. 15 engagierte Menschen allen Alters laufen umher und sind voller Tatendrang.

Meine erste Aufgabe ist es, den „Stanley“ startklar zu machen. Das ist so eine Art Hackenporsche oder -wie kann man noch sagen-…. Oma-Ziehwägelchen. Mit noch einer anderen Person sorge ich dafür, dass der Stanley sauber ist und alle Inhalte in den Schubladen an ihrem rechten Platz liegen.

Die erste Ladung voller frischem Gemüse und Obst erreicht uns. Alles wird in Kisten gepackt, die Kisten werden auf Bollerwagen gestapelt.
Dann kommt eine Frau mit einem (Zitat:) „riesen Haufen Fressalien“- ihr Name ist Betty, sie scheint irgendwie wichtig zu sein, vermutlich ist sie nicht nur ein X-beliebiger Lebensmittelabholer. Betty läuft jetzt auch herum und organisiert den Haufen Helfer irgendwie.

Heute sind, außer mir, noch viele, andere neue Gesichter dabei. Eine Frau erzählt, wie sie das Suppenfahrrad in Essen gesehen hat und sich voller Begeisterung sofort online gemeldet hat, um auch Teil des Helferteams zu werden. Zu wissen, dass Menschen mit offenen Augen durch die Welt gehen und helfen, wo sie können, macht mich glücklich und zuversichtlich, was unser aller Zukunft betrifft. Das mag jetzt schleimig klingen, aber es ist doch wichtiger als alles andere, dass man mal nach rechts und links guckt und auf seine Mitmenschen aufpasst.

Zurück zur Story: Mittlerweile haben wir so viele Kisten mit Köstlichkeiten gefüllt, dass ich gar nicht weiß, wer das alles essen soll.. naja. Betty hält ne Ansprache: Coronaregeln. Alles soll und muss nach Plan laufen. Maske auf, Distanz halten. Untereinander und auch bezüglich unserer Gäste… Zugegebenermaßen denke ich zunächst, dass das bestimmt eine harte Herausforderung sein wird, all die bedürftigen Menschen zueinander auf Abstand zu halten … die sitzen in ihrem Alltag ja wahrscheinlich auch direkt nebeneinander. Ich stelle mich darauf ein, über dieses Coronathema später noch diskutieren zu müssen…

Wir fahren los. Quer durch die gefüllte Essener Innenstadt, Samstagabend. Die Leute gucken neugierig und viele Augen bleiben auf dem Bild am Suppenfahrrad hängen. Schon von weitem sind lange Schlangen zu sehen. Wir werden erwartet.
Die 3 verschiedenen Stationen (warmes Essen/ Obst & Gemüse/ Kaffee & Tee) stellen sich auf. Mit offenen Augen laufe ich herum und

versuche, meinen Platz zu finden. Zum Glück ist da David, der uns noch schnell einige Fragen beantwortet, jetzt, wo Theorie zur Praxis wird.
Wir stehen zu viert an dem Obst und Gemüse Stand, zwei dahinter und zwei davor, das ist auch gut so, denn: Sofort ist volle Aktion gefragt. Coronaregeln erklären, versuchen, Wünsche zu erfüllen, das Essen herausausgeben und auch jedem erklären, dass es in der ersten Runde nur 3 Teile geben kann, damit wir eine faire Aufteilung gewährleisten können.
Unerwarteter Weise halten sich alle sehr gut an die Vorschriften und sind außerordentlich dankbar für die Spenden. „Vielen Dank!“ „Schönen Abend!“, das höre ich viel öfter, als anfangs vermutet. Erst später, als es dunkel wird, wird es schwieriger. Es ist nicht mehr auf den ersten Blick zu erkennen, was überhaupt noch in der Auslage liegt. Außerdem haben manche schlechte Augen und Ohren, weswegen der Coronaabstand in der Dunkelheit zur besonderen Herausforderung wird. Aber genau deswegen macht es noch mehr Spaß, die Menschen zu überraschen. Wir legen die Sachen in einen Bollerwagen, bevor sie herantreten und sich bedienen dürfen. Genau deswegen ist es eine Überraschung und Freude, wenn jede/r einzelne/r in den Wagen guckt und sich freut.

Stundenlang verteilen wir alles, was wir haben. Mit der Zeit kommt man in den Flow und alles läuft wie am Schnürchen. Als der letzte geht, drehe ich mich herum und kann nicht glauben, dass wir von den ganzen Kistenstapeln wirklich so gut wie nichts mehr übrig haben, als die Tour zu Ende geht. Ich fühle mich gut. Die Menschen hier brauchen das gespendete Essen noch mehr als erwartet.

Gegen Ende packen wir alles zusammen und fahren unsere Wagen zurück zur Garage. Da wird noch alles sauber gemacht und weggeräumt. Auch an die Helfer geht noch leckeres Brot und Gemüse. Davon habe ich meiner WG am nächsten Tag ein kostenfreies Essen gemacht (doppelte Freude).

Das tolle Team bestand aus: Jessica, Laura, Marcel, Reiner, Lasse, Magnus, David, Waldemar, Michael, Christian, Kevin (meinem Mitbewohner, der mich dorthin mitgenommen hat, danke dafür! 😉) und mir, Svenja.
Und natürlich den Spendern Rewe Köster in Essen-Rellinghausen, REWE Stilleke, Bäckerei/Konditorei Gräler-Cafe Ruhrblick und EDEKA Abaza Kray.

Tags: Warm durch die Nacht, Obdachlosenversorgung, Suppenfahrrad, Bollerwagen, Ehrenamt, bevölkerungsschutz, Spontanhelfer, Foodsharing, Corona, REWE, EDEKA


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